Hohe Ansprüche an Haltung und Futter
Mastputen müssen heute in kurzer Zeit sehr schnell an Gewicht zulegen. Nach 20 Wochen werden sie geschlachtet. Mit dem schnellen Wachstum der Tiere sind hohe Ansprüche an Futter und Haltung verbunden. Deshalb sind Putenaufzucht und -mast fest in der Hand von Spezialisten. Aus kleinbäuerlichen Betrieben und Gemischtbetrieben mit Direktvermarktung sind Puten weitgehend verschwunden. Das soll sich ändern.
Puten zurück auf die Höfe
In Niedersachsen haben sich Landwirte, Biologen, Tierärzte und landwirtschaftliche Berater für ein Projekt zusammengefunden, um innerhalb von drei Jahren die Grundlage für die Zucht einer Pute zu legen, die wieder in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die extensive Haltung und die Direktvermarktung passt. Diese Pute soll Robustpute heißen.
Zuchtziele der Robustpute
- Vitalität und Stressresistenz in der Freilandhaltung
- Umgänglichkeit
- Gutes Futtersuchverhalten
- Genügsamkeit
- Frühreife (Endgewicht nach 30 Wochen)
- 5 bis 6,5 Kilogramm Endgewicht der Henne
- 7 bis 8,5 Kilogramm Endgewicht der Hähne
- Ausschlachtung mindestens 65 Prozent
- Brustfleischanteil mindestens 25 Prozent
Kreuzungstiere sollen die besten Eigenschaften vereinen
Ausgangspunkt der Zucht sind kleinwüchsige Mastputen verschiedener Herkünfte und Puten alter Rassen wie Cröllwitzer Pute und Ronquières Pute. Die Mastputen sollen ihre geringe Größe, ihre Frühreife und ihre Fleischigkeit vererben. Die Hähne der alten Rassen sollen ihre Vitalität an ihre Nachkommen weitergeben. Die erfolgreichsten Kreuzungen werden wiederholt und weiterentwickelt.
Alte Putenrassen
Die Ronquières Puten sind eine ursprüngliche Putenrasse, die in Belgien aus den ersten amerikanischen Putenimporten herausgezüchtet wurde. Die Puten gelten als sehr vital. Für eine wirtschaftliche Haltung ist ihr Fleischansatz allerdings zu gering.
In Halle wurden Anfang des 20. Jahrhunderts die Cröllwitzer Puten gezüchtet. Das damalige Zuchtziel waren Fleischqualität und Wirtschaftlichkeit. Die Hähne erreichen ein Gewicht von sechs bis acht Kilogramm, die Hennen von vier bis fünf Kilogramm. Die Cröllwitzer Puten stehen auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen.
Hat Ammenaufzucht Vorteile?
Die Putenküken-Aufzucht ist arbeitsintensiv und teuer. Verhaltensforscher erwarten, dass es Vorteile hat, wenn die Küken von Putenammen geführt werden. Mitarbeiter der Tiermedizinischen Hochschule Hannover werden das Verhalten der Kreuzungsküken – die mit Ammen und mit der Hand aufgezogen wurden – beobachten und bewerten.
„Robustpute“ ist ein EIP-agri-Projekt
Das Projekt „Robustpute – Entwicklung einer wirtschaftlichen Öko-Putenkreuzung für den direkt vermarktenden Landwirt“ wird von der EU und dem Land Niedersachsen finanziert und vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, Bahnhofstraße 15 b in 27374 Visselhövede, koordiniert.
Projektkoordination:
Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen
Bahnhofstr. 15b
27374 Visselhövede
Tel.: 04262 / 9593-69
Fragen zum Projekt an:
s.kuschnereit@oeko-komp.de
Zucht und Aufzucht:
Christine Bremer, Landwirtin
Alte Putenrassen:
Dr. Jürgen Güntherschulze, Zoologe
Verhaltensbeobachtungen:
Dr. Jenny Stracke, Verhaltens- und Neurobiologin
Putenmast:
Hof Koch
Biohof Wildung
Reinhard Böhner-von-Rüden
Wendland Geflügel
Schlachtung:
Bauckhof Fleischmanufaktur
Pressekontakt:
Ulrike Hoffmeister